Das Leben als Kaffeeimporteur und -Röster schreibt häufig schöne Geschichten über die Kraft der Gemeinschaft und der Solidarität. So auch diese hier. Es würde uns freuen, wenn Ihr sie beachtet und weiterverbreitet. Sie ist auch schön kurz.

In längerer Version findet Ihr sie hier, die kommenden Tage immer wieder geupdatet: Der Begriff "Cold Brew" soll weiterhin frei verwendbar sein

Sie begann wie so viele schöne Geschichten vor einigen Wochen mit einer bösen Tat. Die zum Darboven-Unternehmen gehörende Grazer Rösterei J. Hornig tat so, als hätte sie das beliebte Kaffee-Getränk "Cold-Brew" erfunden. Und ließ sich den Begriff markenrechtlich schützen, also patentieren. Es ist aber mitnichten so, dass Hornig dieses Getränk erfunden hätte. Seit Jahren gewinnt diese Zubereitung weltweit in engagierten Röstereien und Caffè-Bars an Popularität. Viele gute Start-Ups füllen dieses Getränk europaweit in Flaschen und Dosen und verbreiten es als Botschafter für guten Kaffee überall.

Dagegen schien J. Hornig aber etwas zu haben. Daher mahnte er verschiedene Unternehmen ab, um ihnen unter Androhung von hohen Strafen zu untersagen, diese Getränke weiterhin zu verbeiten.

Dies ist in unserer Branche ein absoluter Tabubruch. Juristisch wäre diese dumme Idee sowieso nicht haltbar und durchsetzbar gewesen, doch sorgten die Abmahnungen für sehr große Unruhe und Unmut in der Branche. Europaweit, da J. Hornig sich den Begriff europaweit hatte patentieren lassen.

Nach kurzer Zeit hatte sich der Frevel herumgesprochen und viele empörte Kaffeeröster meldeten sich bei J. Hornig um ihn aufzufordern, die Markenrechte löschen zu lassen da Cold Brew allen gehöre. #coldbrewfueralle

J. Hornig reagierte, indem er sich als Wohltäter hinstellte, der den Begriff ja für uns alle hat schützen lassen. Damit ja kein böser Konzern käme, der uns die Nutzung verbieten würde nachdem er sich den Begriff hat schützen lassen.

"Häh???????" dachten wir uns.....genau das hat der böse Konzern doch gerade versucht!!!!!! Genau er selber!!!! Alternative Facts in der Spezialitätenkaffeewelt.

Diese in den Augen der meisten inzwischen informierten Kaffeeröster sehr arrogante und die Situation völlig verkennende Reaktion machte alles noch schlimmer.

Über Facebook organisierten sich binnen 3 Tagen über 80 europäische Röstereien und bereiteten die Kampagne zur Unterstützung der abgemahnten Kollegen und zur freien Verwendung des Begriffes "Cold Brew" vor. Ziel sollte es sein, J. Hornig gemeinsam mit vielen Kollegen zum Löschen der Markenrechte zu bewegen. Mit dem oben verlinkten offenen Brief und parallel mithilfe der sehr solidarischen Markenrechtskanzlei Vossius & Partner. Und von Artikeln zum Thema, die überall in Food-Medien als auch u.a. im Stern und in der Süddeutschen Zeitung erschienen wären.

Der riesige Zusammenhalt und die breite Unterstützung von überall aus der Branche waren eventuell in den letzten 20 Jahren beispiellos. Sie sind ein sehr gutes Beispiel dafür, dass wir, wenn wir zusammenhalten, alles sehr schnell und effektiv erreichen können.

Heute Vormittag kam J. Hornig dem Start unserer Kampagne, der für die kommende Nacht angesetzt war zuvor. Er schrieb an uns, dass er die Löschung der Markenrechte beantragt habe.
Wieder stellte er sich als Beschützer der Branche und der Freiheit dar missachtete dabei völlig, dass die Abmahnungen und der dadurch verbundene totale Vertrauensverlust von ihm ausgingen. Das ist schade.

Eine einfache Entschuldigung und das Einsehen eines Fehlers wären sehr schön gewesen. Und sicherlich von allen akzeptiert.

Schön sind daher leider nur einerseits das letztendliche konkrete Ergebnis. Die Markenrechte werden hoffentlich gelöscht und es kommt nie wieder jemand auf die Idee, sich mit der gesamten Branche in dieser Weise anzulegen.

Und andererseits ist es wunderschön zu sehen wozu die Kraft der Gemeinschaft und der Solidarität in der Lage sind. Denn ohne diese hätten wir diesen Erfolg nicht erzielt. Wir machen uns da nichts vor.